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Berichte

Die Erinnerung bleibt…

Egal wie viele Katzen man im Laufe des Lebens beherbergt hat, jede ist eine Persönlichkeit, an die man sich gerne erinnert.

Ein ehemaliger Dosenöffner von zwei unserer Katzen, hat uns folgende Zeilen geschrieben, die wir gerne veröffentlichen:

„Ich habe über 40 Jahre lang Katzen gehalten. Darunter waren auch zwei Kater aus Ihrem Haus. Nun sind meine beiden Letzten gestorben und aus gesundheitlichen Gründen werde ich zukünftig keine Tiere mehr aufnehmen. Eine wunderschöne Zeit ist damit zu Ende gegangen, aber mir bleiben eine Menge schöne Erinnerungen.

Besonders ist mir die Art und Weise meines ersten Katers (Tommy) in Erinnerung, wie wir zusammen kamen.

Es war ein klarer Wintertag und bereits dunkel. Auf den Straßen eine geschlossene weiße Schneedecke und ich war mit dem Auto auf dem Weg nach Hause. Als ich in die Straße zu meiner Wohnung einbog sah ich ein schwarzes Tier vor mir mitten auf der Straße liegen. Beim näher kommen erkannte ich eine auf der Seite liegende Katze. Ich fuhr langsam direkt neben das Tier, öffnete die Tür und sah nach unten. Plötzlich hob die Katze ihren Kopf und sah mich an. Aus ihrem Maul ragte seitlich weit die Zunge heraus. Ich stieg aus, hob es auf, legte es auf den Beifahrersitz und fuhr die wenigen Meter weiter bis zu meinem Parkplatz. Dort schaltete ich die Innenbeleuchtung ein und schaute mir die Katze genauer an.

Es war ein Kater und seine Zunge war in herausgestrecktem Zustand von einem seiner Eckzähne aufgespießt und dadurch fixiert worden. Darüber, wie und warum er in diese Lage kam, kann nur spekuliert werden. Ansonsten schien das Tier unversehrt. Ich griff zu und schob die Zunge vom Zahn, die sofort zurück ins Maul flutschte. Blut tropfte, der Kater schüttelte sich kurz und legte sich erschöpft hin. Ich wickelte ihn in meinen Anorak und habe ihn dann etwas ratlos über Nacht im Auto gelassen. Später habe ich noch ein Schälchen mit Wasser gebracht. Ich ging davon aus, dass er die Nacht nicht überleben wird.

Am nächsten Morgen, es war sehr kalt, bin ich mit einer Mischung aus Neugier und Unbehagen zum Auto gegangen. Alle Scheiben waren beschlagen. Als ich die Tür öffnete saß er auf dem Sitz und war ziemlich munter. Ich war überrascht, aber auch erleichtert, aber was nun? Ich musste zur Arbeit und wollte ihn auch nicht im Auto eingesperrt lassen. In meiner Ratlosigkeit entschied ich mich dazu, ihn wieder auszusetzen. Ich nahm ihn hoch und stellte ihn in den Schnee. Etwas wacklig auf den Beinen trottete er langsam durch den Schnee davon und ich schaute ihm noch eine Weile nach. Ich stieg ins Auto und fuhr zur Arbeit.

Zu dieser Zeit war ich auf Wohnungssuche und wohnte vorübergehend in einem sehr kleinen Appartement im Souterrain des Hauses. Vor dem großen Fenster des einzigen Zimmers stieg das Gelände leicht an. Es war bereits dunkel, ich saß am Tisch und bereitete das Essen vor, als plötzlich ein ungewohntes, schnarrendes Geräusch aus Richtung des Fensters kam. Der Kater vom Vorabend versuchte in diesem Moment durch den Spalt des schräg gestellten Fensters in das Zimmer zu gelangen. Ich sprang auf und half ihm dabei. Wahrscheinlich hat er sich den ganzen Tag in der Nähe aufgehalten und mich gesucht. Schließlich hatte er mich, seinen Retter, gefunden. Zum Glück hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits eine neue Bleibe gefunden, wo auch der Kater willkommen war. Bereits nach wenigen Tagen konnten wir umziehen. In der neuen Bleibe hatte er sich schnell eingelebt. Das Haus lag am Ende einer ruhigen Sackgasse in unmittelbarer Nachbarschaft meines damaligen Arbeitgebers. Tagsüber ging er auf Streife und die Nacht über war er bei mir im Haus. Jeden Morgen trennten sich unsere Wege. Schnell fand er heraus, dass ich meistens um die gleiche Zeit Feierabend hatte, so dass er mich sehr oft am Tor „abholte“ und wir die letzten Meter gemeinsam zur Wohnung gingen.

Diese schöne Zeit dauerte leider nur etwa zwei Jahre. Eines Tages verschwand er und wurde nie mehr gesehen – das Schicksal eines Freigängers…

Diese Geschichte hat sich vor über 40 Jahren ereignet, aber sie hat mich nachhaltig beeindruckt. Sie zeigt deutlich, dass wir niemals die Intelligenz unserer Tiere unterschätzen sollten. Ich bin sicher, dass er mit seinem Verhalten so etwas wie Dankbarkeit und Zuneigung ausdrückte.“