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Berichte

Ein fremdes Land wird meine neue Heimat

Hallo, mein Name ist Jutta. Obwohl ich mich kaum an mein früheres Leben erinnern kann, glaube ich doch, daß es nicht besonders gut war, denn eines Tages fand ich mich plötzlich in einer Schachtel wieder und an einem Ort, an dem es furchtbar schlecht roch …

Jemand öffnete den Deckel und sah mich (anscheinend hatte man mich in einen Müllcontainer geworfen). Man holte mich dort zwar heraus, ließ mich dann aber mit ein wenig Wasser auf der Straße alleine zurück, anscheinend weil man mich nicht behalten konnte. Ich war sehr verschreckt und wollte nicht aus der Schachtel heraus. Nach einer Weile aber kamen andere Leute, die die Schachtel zumachten und als ich wieder heraus konnte, befand ich mich in einem Haus! Ganz für mich allein!

Am ersten Tag war ich noch sehr vorsichtig in allem, aber bereits am zweiten fühlte ich mich ganz Zuhause und höre seitdem nicht mehr auf, um Streicheleinheiten zu bitten, zu spielen (schließlich bin ich eine 7-monatige Halbstarke) und zu schnurren, denn ich habe viel Glück gehabt. Leider konnte ich nur ein viertel Jahr bei meiner Gastfamilie bleiben, die mich sehr verwöhnt haben und wo ich auch im Bett schlafen durfte, wie wir Katzen es so lieben.

Meine Retter konnten mich nicht länger behalten und deshalb wurde ich einer spanischen Organisation übergeben, die in Kürze mit einem Transporter mit - Gott sei Dank - nur Katzen (denn ich kann Hunde nicht ausstehen) auf die weite Reise nach Deutschland gehen. Dort so hörte ich, soll es weitaus mehr Menschen geben, die Mitleid mit den Tieren haben als bei uns in Spanien und es besteht sogar die Möglichkeit, ein neues Zuhause zu finden, denn für ein vorläufiges im neuen Land ist für mich und die anderen bereits gesorgt, da wir auf drei Organisationen aufgeteilt werden.

Auch der Frankfurter Katzenschutzverein übernimmt wieder einmal solch arme Geschöpfe wie mich, obwohl eigentlich kein Platz mehr zur Verfügung steht, weil sie selbst jede Menge Katzen haben. Als die dortigen Tierschützer aber hörten, daß seit Mai – wir waren schon damals angekündigt worden – nur eine Katze vermittelt wurde und jede Menge nachdrängt, machten sie durch Umplazierung Anfang August doch noch eine Aufnahme möglich. Leider mußte ich für den Transport wieder in solch eine Art Schachtel, aber irgendwie war es diesmal anders, das spürte ich.

Nach einer sehr langen Fahrt kamen wir in Frankfurt an und ich schrie ganz fürchterlich, als ich in meine Unterkunft getragen wurde. Die Leute dort konnten es nicht verstehen, weil wir „Spanier" im allgemeinen sehr friedlich und sozial sind. Aber ich machte mir darüber keine Gedanken, denn in den mitgebrachten Papieren hatte man einiges festgehalten.

So stand bei mir, daß ich in einer Schachtel in einen Müllcontainer geworfen wurde, wo ich zwar herausgeholt, aber dann allein auf der Straße zurückgelassen wurde. Und diese Erinnerungen kann ich nicht vergessen und deshalb miaue ich wie verrückt, sobald ich eingesperrt bin – sei es auch der Transportkorb – damit man mich wieder herausholt.

Aber schnell hatte ich in meinem Zuhause das vergessen. Ich werde umsorgt, es geht mir richtig gut, ich bin wieder glücklich und ich hoffe so sehr, daß dieses Glücksgefühl ewig anhält und ich meine bösen Erinnerungen wie in einem Traum zurücklasse und im Laufe der Zeit sie ganz vergesse.

Ich finde es toll, daß es immer wieder Menschen gibt, die es möglich machen, daß wir „Südländer" (wenn es auch immer nur wenige sind) ausreisen können und in eine bessere Zukunft kommen.